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Hessian State Government: Auch im Juni viele Verspätungslandungen

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Im Juni hat die hessische Luftaufsicht am Frankfurter Flughafen 203 verspätete Landungen zwischen 23.00 und 24.00 Uhr registriert. Das waren sogar noch einige mehr als im Mai (185 Landungen). Dies teilte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir am Montag mit.

Am Flughafen Frankfurt gilt zwischen 23.00 Uhr und 05.00 Uhr ein sechsstündiges Verbot geplanter Flugbewegungen. Verspätete Maschinen dürfen jedoch noch bis 24.00 Uhr landen, sofern die Verspätung sich nicht aus der Flugplangestaltung ergibt. Im Gegensatz zu Starts bedürfen sie dazu keiner Einzelgenehmigung.

2018: Juni - Landungen 23:00 - 23:59

"Ein beträchtlicher Anteil der verspäteten Flugbewegungen entfällt auf bestimmte chronisch verspätete Flüge und wenige Airlines", erläuterte Al-Wazir. "Wir bauen einen hohen Kontrolldruck auf und prüfen die vorgebrachten Gründe sehr genau nach. Erhärtet sich der Verdacht, dass sich die Verspätung aus der Flugplangestaltung ergibt, geben wir den Fall ans Regierungspräsidium Darmstadt zur Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens ab."

Derzeit laufen 49 solcher Verfahren, die sich in unterschiedlichen Verfahrensstadien befinden, darunter bereits vier Juni-Landungen des chronisch verspäteten Condor-Flugs DE1505 aus Palma de Mallorca. Weitere Verspätungslandungen dieses Fluges werden in der kommenden Woche gesammelt zur Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren an das Regierungspräsidium abgegeben.

In solchen Verfahren gelten strenge Vorschriften, die in der Anfangsphase Anhörungen der Adressaten und Einholung von Stellungnahmen von Beteiligten wie beispielsweise der Flugsicherung und ausländischer Behörden vorsehen. Ein Verbot spezifischer Landungen oder bestimmter Airlines kann das Ministerium hingegen nicht aussprechen.

Im Juni entfiel der größte Anteil einer einzelnen Fluggesellschaft an den verspäteten Landungen erstmals auf die Fluggesellschaft Condor.

Tortendiagramm Januar bis Juni Landungen

Der Anteil der Ryanair an den Verspätungslandungen ist von 63 Prozent in der ersten Woche des Sommerflugplans im März auf inzwischen 25 Prozent im Juni zurückgegangen. "Ryanair hat auf unseren Druck hin einige verspätungsanfällige Verbindungen vorverlegt, seit gestern auch den besonders oft verspäteten Flug aus Barcelona", sagte der Minister. "Unser Vorgehen wirkt also. Trotzdem gilt weiterhin, dass nur Taten und keine Ankündigungen zählen. Wir werden deshalb auch gegenüber Ryanair nicht lockerlassen und die Situation weiter sehr aufmerksam beobachten." Wie Al-Wazir mitteilte, hat auch TUIfly zugesagt, den Flug TUI2187 aus Lanzarote ab Juli um eine Stunde vorzuverlegen.

Eine zu enge Flugplangestaltung kann jedoch nicht alle Verspätungen erklären, zumal sich auch am Tag, also in der Zeit zwischen 06.00 und 22.00 Uhr, die Pünktlichkeit erheblich verschlechtert hat. "Unsere Analyse zeigt, dass der deutsche und der europäische Luftraum der europaweit starken Zunahme des Luftverkehrs und den zunehmenden wetterbedingten Ausnahmesituationen nicht gewachsen sind", sagte Al-Wazir. Er verwies auf Personalmangel sowie Streiks bei Flugsicherungen und die unverändert fortbestehende nationale Gliederung des Luftraums: "Vom Single European Sky sind wir weit entfernt."

"Die jetzige Situation ist unhaltbar"
"Die jetzige Situation ist unhaltbar", erklärte Minister Al-Wazir. "Sie tritt allerdings nicht allein in Frankfurt auf, und sie lässt sich auch nicht einer einzelnen Fluglinie zur Last legen. Sie hat mehrere Ursachen. Umso wichtiger ist es, dass alle Beteiligten an der Behebung mitwirken."

Auch andere Flughäfen mit ähnlichen Nachtflugregelungen stellen derzeit einen außergewöhnlichen Anstieg von Verspätungen in der Kernzeit der Nacht fest. In Hamburg lag die Zahl in den ersten fünf Monaten um 72 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahrs, in Düsseldorf im ersten Quartal sogar beim Zweieinhalbfachen. Dies entspricht auch dem aktuellen Wert in Frankfurt.

Eine Lösung verlange gemeinsame Anstrengungen, sagte Al-Wazir. "Ich habe mich deshalb sowohl an die Fraport, die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Bundesregierung gewandt. Al-Wazir: "Die Flughafenbetreiber müssen Start- und Landeentgelte noch stärker so gestalten, dass Unpünktlichkeit sich nicht lohnt. Bereits jetzt wird das pro Landung zu zahlende Lärmentgelt in Frankfurt zwischen 22.00 und 23.00 Uhr um 50 Prozent, bei Verspätungslandungen nach 23.00 Uhr um 200 Prozent erhöht. Offensichtlich hat das noch keine ausreichende Lenkungswirkung".

"Die Luftverkehrswirtschaft muss ihre strukturellen Probleme lösen"
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) und ihre Partnerorganisationen in der EU müssten die entsprechenden Personalkapazitäten schaffen, damit Verspätungen sich nicht - wie es seit diesem Frühjahr europaweit der Fall ist - aus fehlenden Kapazitäten bei den Flugsicherungen ergeben, forderte der Minister. Auch das Bundesverkehrsministerium müsse aktiver dafür eintreten, dass endlich der europäische Luftraum so geordnet wird, dass der Luftverkehr effizienter abgewickelt werden kann. Entsprechende Briefe hat der Minister an den Fraport-Vorstandsvorsitzenden Dr. Stefan Schulte, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sowie DFS-Chef Prof. Klaus-Dieter Scheuerle geschrieben.

"Die Luftverkehrswirtschaft muss ihre strukturellen Probleme lösen", erklärte der Minister. "Es kann nicht sein, dass die Anwohner der Flughäfen darunter leiden, dass Fluggesellschaften und Flugsicherungen nicht in der Lage sind, den Verkehr im europäischen Luftraum pünktlich und effizient abzuwickeln."

This press release was sourced from Hessian State Government on 02-Jul-2018.